A woman helps a teenage girl with special needs.

Pflegende Angehörige: Definition und Tipps

Ein pflegender Angehöriger ist jemand, der oder die sich um die grundlegenden Pflegeaufgaben für einen anderen Menschen kümmert.

Wer sich um eine andere Person kümmert, die aufgrund einer Krankheit, einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder eines anderen Problems nicht ohne Unterstützung zurechtkommt, ist ein*e pflegende*r Angehörige*r.

Viele Menschen sehen sich selbst nicht als pflegende*n Angehörige*n, und es dauert oft Jahre, bis sie sich selbst als solche erkennen, weil Pflege für jeden oder jede etwas anderes bedeutet.

Wenn Sie einen geliebten Menschen, der Hilfe bei einfachen Aufgaben wie Kochen, Anziehen oder Duschen benötigt, regelmäßig und unbezahlt unterstützen, gehören Sie zur Gruppe der pflegenden Angehörigen.

Für manche Menschen kommt diese Rolle ganz plötzlich. Die genaue Pflegesituation kann auch sehr unterschiedlich aussehen. Hier erfahren Sie, was es bedeutet, eine Person zu pflegen und finden viele Ratschläge und Informationen, die Sie dabei unterstützen, die Herausforderungen der Pflege zu meistern.

Pflege von Personen, die ein wenig Hilfe benötigen

Auch wenn Ihr Familienmitglied keine Mobilitätsprobleme hat und einen Großteil seines Tagesablaufs selbstständig bewältigt, benötigt er oder sie vielleicht dennoch ein wenig Hilfe, um einfache alltägliche Aufgaben zu erledigen. Sicher übernehmen Sie dann gerne die eine oder andere Aufgabe, fragen sich aber vielleicht auch: Ab wann ist man eigentlich ein*e pflegende*r Angehörige*r? Deshalb hier einige Beispiele für typische Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die bereits Teil der Pflege sind:

Einkäufe abholen

Die zu pflegende Person benötigt vielleicht ein wenig Hilfe bei einfachen Dingen wie dem Abholen der Einkäufe im Supermarkt oder dem Kauf von Inkontinenzprodukten in der Apotheke.

Die Wohnung seniorengrecht und sicher einrichten

Die Person, die Sie pflegen, ist vielleicht recht unabhängig und braucht nicht viel Hilfe. Aber es ist wichtig, daran zu denken, dass die Knochen älterer Menschen zerbrechlich sind. Schon ein kleiner Unfall oder Sturz kann sie verletzen und daran hindern, sich fortzubewegen. Um Verletzungen vorzubeugen, sollten Sie versuchen, die Wohnung so sicher wie möglich zu machen, damit sie sich darin gefahrlos bewegen können. Lesen Sie mehr über Sicherheit zu Hause.

Bieten Sie ihnen emotionale Nähe an

Auch im fortgeschrittenen Alter lieben wir es, wenn unsere Hand gehalten, unser Rücken gerieben oder wir warm umarmt werden. Als Pflegekraft besteht ein großer Teil Ihrer Verantwortung darin, der Person, die Sie pflegen, das Gefühl zu geben, wertgeschätzt zu werden und mit ihr verbunden zu sein.

Hilfestellung bei anspruchsvollen Aufgaben im Haushalt

Menschen mit geringem Pflegebedarf sind in der Regel sehr gut in der Lage, alltägliche Aufgaben im Haushalt selbst zu erledigen, z. B. die Reinigung von Oberflächen. Es kann jedoch sein, dass Sie ihnen bei Aufgaben helfen müssen, die eine größere körperliche Anstrengung erfordern, etwa die Pflege des Gartens, das Ordnen hoher Regale und die gründliche Reinigung des Badezimmers. Fragen Sie ruhig bei Unsicherheiten direkt bei Ihren Lieben nach: Was sind Aufgaben, die ich übernehmen darf? Sie haben einen persönlichen Bezug, was es oft leichter macht, in einen offenen Austausch über die Aufteilung der Aufgaben zu gehen. Scheuen Sie sich auch nicht, selbst Vorschläge zu machen, welche Aufgaben Sie der Person abnehmen könnten.

Für jemanden sorgen, der mehr Unterstützung braucht

Manchmal benötigen unsere Familienmitglieder etwas mehr praktische Unterstützung und Pflege, vielleicht aufgrund einer anhaltenden Krankheit oder anderen Einschränkung. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele für Aufgaben und Verantwortlichkeiten bei der Pflege von Menschen mit mittleren Pflegebedürfnissen:

Versorgung mit einer nahrhaften Mahlzeit

Vielleicht müssen Sie Ihr Familienmitglied unterstützen, indem Sie dafür sorgen, dass er oder sie gute, nahrhafte Mahlzeiten zu sich nimmt. Dies kann mehr als nur die Zubereitung von Speisen umfassen, denn bei den Mahlzeiten geht es um mehr als nur um die Ernährung. Sie sind auch eine Zeit, in der man sich trifft, plaudert, Geschichten erzählt und lacht. Warum laden Sie nicht andere Familienmitglieder und Freunde ein, mit Ihnen und dem Menschen, den Sie pflegen, zu essen? Geselligkeit hilft den Menschen, sich verbunden zu fühlen.

Auf die Flüssigkeitszufuhr achten

Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die von Ihnen betreute Person ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Übermäßig konzentrierter Urin kann die Blase reizen, und bei Dehydrierung besteht die Gefahr, dass der Blutdruck sinkt und das Sturzrisiko steigt. Warnzeichen für eine Dehydrierung sind dunkel gefärbter Urin, eine geringe Urinmenge, trockener Mund, trockene Haut und Müdigkeit oder Schwindelgefühl.

Ermutigen Sie Ihr Familienmitglied, immer zu trinken, wenn er oder sie durstig ist. Achten Sie darauf, dass während der Mahlzeiten Getränke bereitstehen, bieten Sie Getränke in Geselligkeit an (z. B. eine gemeinsame Tasse Kräutertee) und bereiten Sie Speisen mit hohem Wassergehalt zu (z. B. Suppe, Gelee oder Früchte wie Melone). Wenn Ihr*e Angehörige*r nachts häufig Wasser lässt, versuchen Sie, die Flüssigkeitszufuhr 2 bis 4 Stunden vor dem Schlafengehen zu begrenzen und lieber über den Tag verteilt öfter ein Glas Wasser zu trinken zu geben.

Ermutigung zur Körperpflege

Die eigene Körperpflege ist ein wichtiger Bestandteil der täglichen Routine. Kann sich die Person, die Sie pflegen, ohne Ihre Hilfe oder nur mit ein wenig Unterstützung selbst waschen? Falls ja, ist das sehr gut und sollte gewürdigt werden! Versuchen Sie, die Person zu ermutigen, sich weiterhin selbständig zu waschen, solange sie es kann. Natürlich können Sie dennoch regelmäßig nachfragen, ob Hilfe von Nöten ist, und diese auch anbieten.

Helfen Sie bei Bedarf bei der Hautpflege

Wenn wir älter werden, verändert sich auch unsere Haut. Sie wird empfindlich und trocken. Ältere Menschen brauchen eine spezielle Pflegeroutine, die auf ihre empfindliche Haut abgestimmt ist. Das Kratzen der trockenen Haut kann die Hautbarriere stören und zu Infektionen führen. Daher ist es eine gute Idee, Ihre älteren Verwandten dazu zu ermutigen, den ganzen Körper im Rahmen ihrer täglichen Routine mit Feuchtigkeit zu versorgen und bei Bedarf Ihre Unterstützung anzubieten. Die Verwendung einer Feuchtigkeitscreme für sensible Haut macht trockene Stellen weicher und hilft, den natürlichen pH-Wert zu erhalten.

Pflege von Menschen mit sehr umfangreichen Bedürfnissen

Viele Menschen auf der ganzen Welt betreuen ein Familienmitglied mit schweren oder umfangreichen Bedürfnissen. Ein Sohn, der seiner Mutter nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt vorübergehend intensive Hilfe leistet, ist ein solches Beispiel. Ebenso ist es ein Fall von umfangreicher Pflege, wenn Sie sich dauerhaft um einen geliebten Menschen kümmern, der geistig oder körperlich behindert ist oder bei dem eine Krankheit wie Demenz oder Alzheimer diagnostiziert wurde. In diesen Fällen muss oft ein Pflegeplan erstellt werden, um sicherzustellen, dass die Person umfassend unterstützt wird. Hier sind einige Beispiele für wichtige Aufgaben und Verantwortlichkeiten bei der umfassenden Pflege:

Hilfestellung bei der Mobilität

Ist die Person, die Sie pflegen, nicht in der Lage, aufzustehen und ihr eigenes Gewicht zu tragen? Verbringt sie die meiste Zeit im Bett? Braucht sie Ihre Hilfe beim Anziehen und der Körperpflege? Wenn eine dieser Beschreibungen auf die Person zutrifft, bedeutet dies, dass sie viel Hilfe bei der Mobilität benötigt. Braucht die Person, die Sie pflegen, Ihre Hilfe beim Aufstehen aus dem Bett? Dann belastet das Heben und Bewegen der Person unter Umständen Ihren Rücken stark. Deshalb sollten Sie sich unsere praktischen Tipps zur Ergonomie im Haushalt ansehen. Wenn Sie Ihrem oder Ihrer Angehörigen helfen, fit zu bleiben, indem Sie ihm oder ihr die nötige Bewegung verschaffen, können Sie helfen, die Unabhängigkeit so lange wie möglich zu bewahren.

Sich um die Inkontinenzversorgung kümmern

ist eine große Herausforderung für Pflegende, aber Sie müssen damit nicht allein fertig werden. Es gibt viele Hilfsangebote, beispielsweis auch von TENA. Ihr Arzt oder ihre Ärztin kann Ihnen auch helfen und Sie unter anderem an die richtigen Pflegedienste überweisen, die Ihre Pflegesituation beurteilen und Ihnen dann mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ausführliche Informationen zur Körper- und Kontinenzpflege finden Sie auch in unseren Tipps für die Pflege.

Hilfe bei der Hautpflege im Intimbereich

Wenn Ihr*e Angehörige*r unter Inkontinenz leidet, ist es wichtig, ihm oder ihr die richtigen Inkontinenzprodukte zur Verfügung zu stellen, beim Wechsel der Produkte zu helfen und Fäkalien sofort zu entfernen. Eine sanfte Hautpflege im Intimbereich hilft, die empfindliche Haut vor Reizungen und Infektionen zu schützen. Es ist wichtig, dass Sie eine penible Hygieneroutine einhalten, um die empfindliche Haut des Intimbereichs gesund zu halten. So fühlen sich Ihre Lieben sauber, wohl und frisch, was alles zusammen ihr Selbstvertrauen stärken kann. Weitere Tipps finden Sie in unserem Artikel über die Vermeidung von inkontinenzbedingten Hautreizungen und IAD.

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Referenzen

1) TENA global research on attitudes and awareness to family caregiving in the general population. July 2022 Poland, Canada, France, UK, USA. Each country interviewed over 1,000 men and women (18+).